Im Jahr 2018 hatten sieben Fotografen die einmalige Möglichkeit, gemeinsam mit Frank Fischer von der FF-Fotoschule, das teils unbekannte Land Georgien zu besuchen, zu erkunden und sich darauf einzulassen.
Durch die ausführliche Reisebeschreibung waren wir auf vieles vorbereitet, doch vor Ort wurden unsere Herzen geweckt und wir wurden mit dem “Georgien-Syndrom” infiziert.
Georgien, ein kleines Land, nicht größer als Bayern, liegt am Rand von Europa, am Kaukasus. Das Land ist direkt an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Georgien, ein Teil der ehemaligen Sowjetunion, bietet an vielen Orten eine Ursprünglichkeit, die wir Mitteleuropäer uns nicht vorstellen können.
Während unserer Fotoreise durch Georgien wurden wir in Begleitung einer deutsch sprechenden Reiseleitung mit einem kleinen “Luxusbus” durch das Land gefahren. Unserer Reiseleiterin war es besonders wichtig, uns die touristischen Höhepunkte des Landes zu zeigen. Während unserer intensiven Rundreise konnten wir sie überzeugen, was uns besonders wichtig war. Wir wollten das ursprüngliche Georgien und ihre Menschen kennenlernen.
Unsere Reise begann in der Hauptstadt Tiflis. Tiflis oder auch Tbilissi bietet eine vielfältige Architektur. In der Stadt werden mehr und mehr Hotels für Touristen gebaut.
Wir lernten sehr schnell, dass man über den Zaun oder hinter die Kulissen schauen muss, um das Land richtig zu verstehen und zu erleben. Außerdem stand für uns fest, dass wir mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt treten müssen, um das Land zu erleben, um Georgien zu verstehen.
Je weiter wir während unserer Reise in das Landesinnere kamen, umso ursprünglicher wurde alles. Während der Autofahrt standen mit einem Mal Kühe, Pferde oder Schweine auf der Straße. In Deutschland undenkbar – in Georgien völlig normal. Des Weiteren fuhren auf den Straßen Autos, die auf deutschen Straßen heute garantiert keine Zulassung mehr hätten.
Je länger unsere Reise durch Georgien dauerte, je nachdenklicher und ruhiger wurden wir. Jeder von uns überlegte während der Busfahrt, was uns als nächstes erwarten würde.
Während der Reise fingen wir an, den ärmeren Menschen in Georgien mit Kleinigkeiten zu helfen. Wir kauften zum Beispiel bei einer alten Frau Äpfel, sodass sie sich mit diesem Geld ein Brot kaufen konnte. Anderen kauften wir selbstgefertigte Produkte wie georgisches Salz ab.
Wir erlebten sehr gastfreundliche Menschen, die uns als Fremde sehr gerne Einblick in ihr Leben gewährten.
Unsere offene Art, auf Menschen zuzugehen und unsere Kameras in den Händen, öffnete uns so manche Wohnungstür und das im wahren Sinne des Wortes
Unsere Reise führte uns in das kleine Städtchen Tskaltubo. Von unserer Reiseleiterin wussten wir, dass es sich um einen ehemaligen Kurort handelt, der zu Sowjetzeiten bei den Menschen sehr beliebt war. Das dortige Wasser war bzw. ist leicht radioaktiv und somit sehr gut für die Gelenke.
Während der Fahrt durch den Ort sahen wir sehr schnell, dass die Kleinstadt Tskaltubo am verfallen ist. Ein “Lost Place”, wohin wir auch schauten.
In Tskaltubo wurde wir in einem “Luxushotel” untergebracht. An einem Abend machten wir uns auf den Weg, diesen alten Kurort aus Sowjetzeiten zu erkunden. Wir wollten einen Platz finden, an dem wir in der Nacht Lightpainting machen könnten und wir wurden auch fündig.
Hinter unserem Luxushotel befanden sich Gebäude, die von Außen schon schrecklich aussahen. Und in diesen Gebäuden leben Menschen. Menschen, die von vielen vergessen wurden:
Nach dem Abchasien-Krieg 1992/93 wurden in Tskaltubo ungefähr 10.000 der rund 250.000 vertriebenen Georgier untergebracht. Diese Binnenflüchtlinge verloren mit ihrer Vertreibung und Flucht Wohn- und Grundeigentum, alles was sie besaßen. Deshalb konnten sie nicht in ihre alte Heimat zurückkehren. Wie wir erfuhren und mit eigenen Augen sahen, gehören die Binnenflüchtlinge zur Gruppe der besonders gefährdeten, in Armut lebenden Menschen in Georgien.
Dem georgischen Staat ist es auch nach mehr als 25 Jahren nicht gelungen, alle Flüchtlingsfamilien in alternativen Wohnraum umzusiedeln. Unsere Recherchen vor Ort zeigten, dass ein Großteil der Flüchtlinge in neu errichteten Wohnraum am Stadtrand Tskaltubos nicht umziehen kann. Der georgische Staat übergibt die neuen Wohnflächen nahe am Rohbauzustand und die Betroffenen sind nicht in der Lage, das Geld dafür aufzubringen, die Wohnungen bezugsfertig zu machen. Denn ihnen fehlt das Geld für Lebensmittels, für die einfachen Dinge des Lebens!
Während des Aufenthaltes in Tskaltubo schämten wir uns, dass wir in solch einem Luxushotel übernachten durften und die Menschen, die in diesen Häusern leben mussten, noch nicht einmal richtige Wohnungen mit Strom, fließendem Wasser, sicheren Fenstern und Türen hatten.
Wir trafen Menschen in diesen abbruchreifen Häusern, die uns ihre persönliche Geschichte erzählten. Wir trauten unseren Ohren kaum, als wir diese Schicksale hörten.
Trotzdem hatten diese Menschen ihre Würde, ihren Stolz und ihre Lebensfreude. Sie waren gastfreundlich, sodass uns das manche Träne in die Augen trieb.
Wir fragten uns, wie es sein kann, dass so Menschen leben müssen! Unter diesen unwürdigen Bedingungen!
So war uns klar, dass wir helfen müssen.
Diese Menschen in Georgien brauchen Unterstützung und diese wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten geben.